Die Künstler und der Krieg

Der 24. Februar 2022 löste mit dem barbarischen russischen Überfall auf das Brudervolk bei mir eine künstlerische Lähmung aus, die sich darin äußerte, daß ich weder an begonnenen Werken weiterarbeiten, noch Ideen in neuen Werken umsetzen konnte. Ich war wie paralysiert. Erst sechs Monate später war ich wieder in der Lage einen Pinsel in die Hand zu nehmen, nachdem die natürlichen Überlebensmechanismen ihre Wirkung soweit gezeitigt hatten, zu denen eben auch die Gewöhnung gehört.

Ich dachte eigentlich, daß ich nicht der Einzige sei, der so schockiert war, daß er nicht mehr malen konnte. Doch, als wäre nichts geschehen, posteten die Künstler nach wie vor ihre lieblichen Landschaftsbilder oder was eben sonst zu ihren Werken gehörte, auf öffentlichen Kaufplattformen wie Artmajeur oder Saatchi. Von einer Thematisierung des Krieges oder einer Kritik an Russland war weit und breit nichts zu erkennen.

Nur ein Künstler verbreitete 2022 unter dem Pseudonym Cray Jasperson auf Artmajeur seine kritischen Plakate im Stil von Klaus Staeck. Mit dem Resultat, daß ihn Artmajeur nach einigen Wochen sperrte und niemand mehr seine Bilder sehen durfte. Vermutlich fürchtete die Verkaufsplattform, ihre finanzkräftige russische Klientel zu verprellen.

Hier ein Bilder-Karussell mit 21 Postern von Cray Jasperson, die sich auch mit dem zögerlichen Verhalten der Europäer im Ukraine-Krieg auseinandersetzen und deren Botschaft, für mich, in Bezug auf Donald Trump von beklemmender Aktualität ist. Weitere Plakate von Cray Jasperson können Sie in der von mir eingerichteten Bildergalerie sehen.

Cray Jasperson

Plakate gegen den russischen Agressor

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Von all den etablierten und bekannten Künstlern war Banksy der einzige, der mit seinen Sprühbildern gegen den völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieg protestiert hat. Ansonsten herrschte das Schweigen im Walde seitens der internationalen Kunstszene.

Natürlich, ukrainische viele Künstlerinnen und Künstler thematisierten den Krieg und ließen ihr bisheriges Schaffen ruhen. Doch international herrschte kollektives künstlerisches Maulhalten.

Doch gab die internationale Kunstszenen wenigstens den ukrainischen Künstlern eine Bühne:

  • Pavlo Makov, ein ukrainischer Künstler, zeigte auf der Biennale in Venedig 2022 die Installation Fountain of Exhaustion, die den Zustand der Ukraine symbolisieren sollte.
  • Marina Abramović, die serbische Performance-Künstlerin, führte eine Aktion in New York durch, in der sie die Ukrainer unterstützte und zur Verteidigung der Demokratie aufrief.
  • Dmitry Vrubel, der russische Künstler hinter dem berühmten Berliner Wandbild Bruderkuss, äußerte sich ebenfalls kritisch gegenüber der russischen Aggression.
  • Internationale Museen und Galerien veranstalteten Solidaritätsausstellungen. Beispielsweise zeigte das Centre Pompidou in Paris Werke ukrainischer Künstler, die durch den Krieg betroffen sind.
  • Russische Künstler im Exil, wie Ilya Kabakov oder Erik Bulatov, setzten sich mit der Thematik in neuen Werken auseinander.

Und so vermute ich, daß auch jetzt, nachdem eine getäuschte Mehrheit einen skrupellosen Psychopathen zum mächtigsten Mann der Welt gewählt haben, der eine Spur der Verwüstung über unsere Erde ziehen wird, schweigen werden. Erst, wenn es die Spatzen von den Dächern pfeifen, werde sie sich vielleicht aus ihrer Lethargie lösen.

Wo sind heute Künstler wie George Grosz, Otto Dix, Max Beckmann, John Heartfield, Käthe Kollwitz, Pablo Picasso und Ernst Barlach die nicht nur die Katastrophe des 2. Weltkrieges und die Folgen des Nazi-Regimes kommen sahen, sondern auch den Mut hatten, dies mit ihren Werken öffentlich zu äußern !?

Allen voran hatte vor allem George GROSZ den klaren Blick auf die Menschen und die Verhältnisse und einen analytischen Verstand und es waren auch damals keine seherischen Fähigkeiten nötig, sondern lediglich eine Analyse dessen was war und wie sich Hitler geäußert hat.

Auch heute muß man nicht in die Glaskugel schauen, um zu erkennen, wie die Welt aussehen wird, nachdem sie von Donald Trump durch den Fleischwolf gedreht wurde.

Viele Künstler empfinden das auch so, doch sie äußern dies nicht. Weder in ihren Werken, noch in wörtlichen Verlautbarungen oder Kommentaren. Ob dies seine Ursache in der Psyche der Künstler hat, eine Folge der Unsicherheit ihrer Künstlerexistenz oder ein ungeschriebenes Gesetz des Kunstmarktes ist, da man Käufer und Interessenten nicht mit politischen Statements der Künstler verprellen will , würde ich gerne durch Ihre Kommentare erfahren.

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